U20 – Headcoach Frank Fischöder: Immer auf Kurs

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Interview mit Chefcoach Frank Fischöder

Bernd Rothacker:

Hallo Herr Fischöder,

Fast die Hälfte der laufenden Saison ist schon vorbei; Zeit ein kleines Zwischen-Fazit zu ziehen.

Zum wiederholten Mal seid Ihr mit einer ziemlich jungen Truppe in die neue Saison gestartet. Wie zufrieden seid Ihr mit dem bisherigen Verlauf?

Frank Fischöder: Im Großen und Ganzen entspricht das schon unseren Erwartungen. Gerade im international hochklassig besetzten DEL Junior Cup hat unser junges Team gegen sehr gute Gegner ohne großen Druck aufspielen und wertvolle Erfahrungen sammeln können, was Spitzenhockey im Juniorenbereich bedeutet. Das Gute dabei ist, dass solche Gegner – wie wir – offensiv und kreativ spielen wollen. Ähnlich positiv bewerten wir unsere USA-Reise, wo wir uns zwar der kleineren Eisfläche anpassen mussten, was wir jedoch ohne Probleme hingekriegt haben. Dabei waren wir gegen Mannschaften „unserer Kragenweite“ insgesamt auch recht erfolgreich.
Hingegen ist der Ligaalltag in der DNL davon geprägt, dass man sich auch gegen Mannschaften durchsetzen muss, die eher einen total defensiven Stil bevorzugen. Die haben eben „keine Lust zu spielen“, stellen sich eher hinten rein und vertrauen auf ein paar schnelle Konter. So etwas kann natürlich schon mal für uns schief gehen und dann verliert man eben; zumal wir in der Offensive noch nicht so dominant aufspielen, wie wir das schon früher mal hatten. Da muss man eben seine Defensivaufgaben mit Härte, Fleiß und Konsequenz erledigen!

Bernd Rothacker: Das Team liegt also innerhalb Eurer Plan-Vorstellungen?

Frank Fischöder: Natürlich wünscht man sich immer, dass Entwicklungen schneller verlaufen; aber wir haben leider noch nicht die notwendige Konstanz in unserer Leistung. Sehr gute Spiele als Highlights wechseln sich noch mit schwächeren ab. Aber unser Anspruch als Ausbildungsbetrieb besteht auch darin, uns ständig zu verbessern. Wir verfügen eben noch nicht über erfahrene, „fertige Spieler“ wie im Profi-Eishockey. Aber das ist absolut okay, wenn man den Jungs diese notwendige Reifezeit einräumt.

Man muss eben defensiv umso härter arbeiten, um Niederlagen gegen solch reine Kontermannschaften aus dem Wege zu gehen; erst kommt die Arbeit dann das „schön Spielen“!

Bernd Rothacker: Habt Ihr mit irgendwelchen Verletzungen zu kämpfen?

Frank Fischöder: Nein, wir sind derzeit komplett.

Bernd Rothacker: Wie hat sich die Zusammenarbeit innerhalb des gesamten Coaching–Staffs der Adler/Falken-Organisation nach dem interessanten „Neustart“ im vergangenen Jahr weiter entwickelt?

Frank Fischöder: Das läuft weiter gut; die Wege zwischen den Beteiligten sind kurz und Absprachen können problemlos getroffen werden. Da es sich insgesamt ja um 3 verschiedene Mannschaften handelt ist natürlich klar, wer die höchste Priorität genießt. Ich bin aber mehr als froh, dass ab und zu Jungs von uns in der DEL mit trainieren können; z.B. kann Schumacher derzeit in Heilbronn mitspielen, Philip Preto kann im Training mitmachen etc. Das hilft den Jungs erste Erfahrungen gegen Erwachsene und im Profi-Eishockey zu sammeln, das bringt sie also in ihrer Entwicklung weiter.
Demnächst wird der Austausch mit Heilbronn sogar noch etwas intensiviert, weil ein Großteil der Förderlizenzspieler in die U20-WM und deren Vorbereitung eingebunden ist, die jetzt am 7. Dezember beginnt. Diese Lücken müssen dann von unseren Jungs aufgefangen werden. Wir müssen aber erst noch im Trainerteam absprechen, wen wir dann im Bedarfsfalle nach Heilbronn schicken.

Bernd Rothacker: Gibt es eigentlich Kontakte oder Austausch mit anderen DNL-Trainer-Kollegen?

Frank Fischöder: Zu meinem Bedauern ist dies in Deutschland eigentlich eher unüblich. Jeder denkt von sich, er verfüge über das „große Geheimnis“, was er nicht unbedingt mit der Konkurrenz teilen möchte.
Im internationalen Bereich hingegen machen wir das ganz gerne und schauen uns sporadisch z.B. Organisationen in Schweden oder Finnland an oder werfen einen Blick in die amerikanischen Jugendorganisationen und „Prep. Schools“. Mit St. Andrew’s hat sich nun schon seit 6 oder 7 Jahren ein regelmäßiger Gedankenaustausch etabliert.

Bernd Rothacker: In den letzten Jahren habt Ihr spektakuläre Talente wie Moritz Seider oder Tim Stützle herausgebracht. Gibt es ähnlich herausragende Talente im derzeitigen Kader?

Frank Fischöder: Wir haben schon einige Jungs dabei, die sich prächtig entwickelt haben und auch in der U18-Nationalmannschaft vertreten sind. Darüber hinaus gibt es auch im 2003er Jahrgang vielversprechende Talente. Wir haben eben immer Qualität und Talent in unserem Kader und die Entwicklung entspricht unseren Erwartungen. Aber es wäre natürlich vermessen, solche Ausnahmespieler wir Stützle oder Seider als „Standard“ für die anderen her zu nehmen.

Bernd Rothacker: Gibt es darüber hinaus in Eurem Kader noch Abgänge?

Frank Fischöder: Dominik Zabranski ist zu den Maddogs in die Regionalliga zurückgegangen, aber sonst keine Bewegung.

Bernd Rothacker: Werfen wir noch einen Blick auf die DNL:

Frank Fischöder: Gut, im Moment scheinen die Kölner etwas außen vor aber dahinter ist alles eng beisammen. Die meisten Mannschaften sind läuferisch gut und bevorzugen eine mehr defensive Spieleweise. Dies ist mit Disziplin einfacher zu gestalten, als offensiv und kreativ nach vorn zu spielen; aber genau dies entspricht eher unserer Philosophie! Wenn dann die Disziplin im Positionsspiel fehlt, kannst Du natürlich schon einmal dem Gegner ins „offene Messer“ laufen, aber dieses Risiko muss man eben bei dieser Spielphilosophie in Kauf nehmen.

Bernd Rothacker: Ein Wort aus Ihrer Sicht zur U23-Regel in der DEL bzw. U21-Regel in der DEL2:

Frank Fischöder: Aus meiner Sicht ein zweischneidiges Schwert: Die Vereine greifen im U20-Bereich vermehrt Spieler aus den Endjahrgängen ab, weil diese dann benötigt werden und statten sie mit einem „Profi-Vertrag“ aus. Aber was nützt es, wenn diese Spieler dann nicht zum Einsatz kommen und vermehrt auf der Bank sitzen? Dadurch verlieren sie u.U. ein wichtiges Jahr in ihrer Entwicklung.

Bernd Rothacker: Wie verhält es sich aus Ihrer Sicht mit der ebenfalls geforderten Reduzierung der Anzahl ausländischer Spieler?

Frank Fischöder: In der Schweiz zum Beispiel hat es dazu geführt, dass man Nachwuchsspieler schon sehr früh mit „üppigen“ Verträgen ausstatten musste.
Die Frage ist halt immer, über wieviel gute Nachwuchsspieler verfügen wir? M.E. haben wir ausreichend Spieler – zumindest für die DEL2. Auch nach Qualitätskriterien könnten einige sicherlich auch in der DEL spielen. Aber was passiert, wenn sie sich etabliert haben und dann von der U23-Regel erwischt werden und sich folglich dann in der DEL2 wieder finden?
Die Vereine könnten dieses Problem durch Selbstregulierung lösen, indem sie sich verpflichtet fühlten, jedes Jahr ein bis zwei Nachwuchsspieler einzubauen.
Aber wir selbst kommen klaglos mit der existierenden Regel klar und versuchen das Beste daraus zu machen.

Bernd Rothacker: Stört die anstehende U20WM und die Vorbereitung dazu eigentlich Euren Ligaalltag?

Frank Fischöder: Nun die U20WM findet eigentlich ab Weihnachten statt, da haben wir unsere diesjährigen Spiele schon hinter uns und außerdem sind ja andere Mannschaften auch betroffen. Ähnlich verhält es sich mit der U18 WM mit Vorbereitung in Zuchwil. Es betrifft also in erster Linie die großen 3 DNL-Mannschaften, die Ihre Top-Talente abstellen müssen.
Leider kann ich unseren Kader nicht mehr von der U17 her auffüllen, weil man nur 4 solcher Spieler im Kader haben darf und wir haben halt schon 3! Aber wir machen uns da keine Sorgen sondern spielen mit den Jungs, die wir haben, weil wir auch volles Vertrauen in sie setzen.

Bernd Rothacker: Ein Blick voraus auf die DNL-Endrunde, gibt es organisatorisch wieder Änderungen?

Frank Fischöder: Nein, im Prinzip sollen die Playoffs so ablaufen, wie im letzten Jahr.
Wir schauen jedoch nicht auf die Platzierung in der Tabelle, viel entscheidender ist, ob unsere Arbeit Früchte trägt, ob in der Mannschaft eine positive Entwicklung zu sehen ist; dann kommen die Ergebnisse von ganz alleine. Dazu versuchen wir, unsere Jungs jeden Tag aufs Neue zu motivieren.
Wenn wir jedoch bis dahin keine Konstanz in unsere Leistungen hinbekommen, weiß man eben nicht, was dann passieren wird.

Bernd Rothacker: Habt Ihr noch Kontakt zu ehemaligen Jungadlern, die jetzt als Profis unterwegs sind.

Frank Fischöder: Ja auf der persönlichen Ebene sicherlich, man telefoniert oder trifft sich mal hin und wieder.
Letztes Jahr bei der WM-Vorbereitung der Nationalmannschaft in Mannheim war eine solche Gelegenheit zum freudigen Wiedersehen. Das sind dann schon schöne Momente, wo wir uns gegenseitig austauschen und in Erinnerungen schwelgen. Aber häufig beschränkt sich der Kontakt auf solch besondere Gelegenheiten, denn wir haben ja alle auch etwas anderes zu tun!

Bernd Rothacker: Noch eine persönliche Frage: Sind Sie auch weiterhin nebenbei U17-Nationaltrainer?

Frank Fischöder: Nein, das war aufgrund der Förderungs-Vorgaben nebenamtlich nicht mehr möglich. Dafür bin ich jetzt zur U18-Nationalmannschaft gewechselt und unterstütze den hauptamtlichen Trainer Steffen Ziesche. Das ist eine schöne Abwechslung und bereitet Spaß. Es gibt mir die Gelegenheit, auch mal mit Spielern zu arbeiten, die nicht den Weg zu uns gefunden haben, die ich aber gerne gehabt hätte. Außerdem ist es ein anderes Arbeiten mit anderen Schwerpunkten, als unser perspektivisches Herangehen.

Bernd Rothacker: Zum Schluss noch ein Wunsch oder Statement des Jungadler-Chefcoaches?

Frank Fischöder: Eigentlich bin ich wunschlos glücklich. Aber ich freue mich schon über die Anzahl an Zuschauern, die unsere Spiele hier in Mannheim regelmäßig besuchen und uns nachhaltig unterstützen.
Sie stellt eine wertvolle Anerkennung für die Anstrengungen der Jungs dar, die immer fairen und ehrlichen Sport mit großem Einsatz und Willen bieten, auch wenn sie nicht immer am absoluten Leistungslimit spielen können. Außerdem ist es immer unterhaltsam und spannend, wenn zwei unterschiedliche oder auch ähnliche Spielsysteme auf dem Eis aufeinanderprallen.

Bernd Rothacker: Wir vom Media-Team werden nicht müde, für die interessanten Spiele der Jungadler auf allen Ebenen zu werben.

Frank Fischöder: Ja es war ja auch wichtig für uns, dass nun mal ehemalige Spieler von uns nach oben gezogen wurden und einer breiteren Masse bekannt wurde, dass da schon immer ein Potential schlummerte, welches beim früheren Adler-Management wenig Beachtung fand. Aber nun zeigt es allen Leuten, dass die Jungs manchmal so gut sind, dass sie sich am Ende auch in oberen Regionen durchsetzen!

Bernd Rothacker: Wie geht Ihr Euer nächstes Spiel gegen Köln an?

Frank Fischöder: Wie immer: Wir konzentrieren uns auf das was wir kontrollieren können und das ist „unser“ Spiel! Wenn uns dies gelingt, haben wir eine gute Gewinnchance, wenn nicht ist die Verlustchance größer.
Die Junghaie sind eine sehr erfahrene, kompakte Truppe, die man nicht im Vorbeigehen schlagen kann. Andererseits haben wir aber auch keine Angst, gegen sie anzutreten. Das Spiel letztes Wochenende fand im Übrigen ausnahmsweise in der Lanxess-Arena statt, wo uns natürlich eine ganz besondere Atmosphäre erwartete.

Außerdem findet das Rückspiel am Nikolaustag (6.12. um 12:00 Uhr) bei uns ebenfalls in der großen SAP-Arena statt, was für beide Mannschaften natürlich ein einmaliges Erlebnis darstellt. Viele Schulen aus der Umgebung sind dazu eingeladen!

Bernd Rothacker: Vielen Dank Herr Fischöder für die ungewöhnlichen Einblicke in Ihr erfolgreiches Wirken für den Eishockey-Nachwuchs in Deutschland und viel Erfolg im weiteren Saisonverlauf.

Das Interview führte Bernd Rothacker, Fotos im Text: Bernd Rothacker

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