Saisonvorschau mit Frank Fischöder

Neue Mannschaft – aber gleiches Ziel !

Hallo Herr Fischöder,

Vor einem Jahr saßen wir an gleicher Stelle zusammen, um über die Ungewissheiten aber auch die Vorfreude auf die Saison 18/19 zu sprechen. Nun kurz vor Beginn der neuen Saison ist es an der Zeit ein Fazit zu ziehen.
Trotz manch ungünstiger Vorzeichen waren die Jungadler immer souverän vorne dabei und konnten die Saison letzten Endes wieder mit dem Gewinn der Meisterschaft abfeiern. Doch neben einem Fazit soll es auch um die Zukunft gehen.

Wie wirkte sich der Verlust eines Spitzenspielers (wie gewöhnlich der Abgang von den besten Spielern, z.B. in Person von Moritz Seider) auf die Mannschaft aus?

Zunächst mal ist das für uns ein ganz normaler Vorgang und eine Bestätigung guter Arbeit; denn dafür machen wir ja die Ausbildung.
Außerdem eröffnet dies innerhalb der Mannschaft neue Perspektiven für die anderen Spieler, die nun mehr Verantwortung übernehmen können. Denn Nachwuchsförderung bedeutet ja immer, neue Herausforderungen für die jungen Spieler zu schaffen.

Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit dem Verlauf der Vorjahres-Saison?

Wir hatten schnell gemerkt, dass wir trotz der jungen Mannschaft den Fokus auf die Trainingseinheiten legen und die Intensität im Kraftbereich verstärken konnten. Obwohl auch ein paar engere Spiele dabei waren, hat die Mannschaft die Runde doch relativ souverän gestaltet. Schade, dass wir zum Ende der Runde doch noch ein paar Verletzte hatten; aber durch die Tiefe der Mannschaft konnten wir diesen Mangel erstaunlich gut kompensieren.

Eine ganz besondere Note wurde dieser 16. Meisterschaft durch den dramatischen Verlauf der Halbfinal-Begegnung gegen die Berliner Eisbären verliehen.

Ja, wir lagen trotz eigentlich guten Spiels 5 Minuten vor Ende noch schier aussichtlos mit 0:2 zurück. Wir haben dann früh den Torwart heraus genommen und tatsächlich noch den Ausgleich erzielt, der uns in die Verlängerung brachte, dort haben wir schließlich noch gewonnen und am nächsten Tag den Gegner klar mit 8:1 besiegt.
Wir haben aber zu jedem Moment an uns geglaubt und dieses Beispiel zeigt einmal mehr, was im Eishockey möglich ist. Allerdings darf man bei aller Euphorie nie den Focus und die Nerven verlieren, wie es im 3.Spiel dann eben den Berlinern passiert ist.

Was bedeutet Euch dieser Titel im Vergleich zu den anderen?

Im Nachwuchs kann man die Meisterschaften nicht vergleichen, denn es handelt sich immer um andere Spieler, um andere Charaktere. Allerdings war ich überrascht über den brutal guten Job, denn die Jungs aus der 3. Und 4. Reihe teilweise gerade in den entscheidenden Phasen geleistet und uns nach vorne gebracht haben. Aber wenn die Jungs so hart gearbeitet haben ist die Meisterschaft natürlich ein wunderschöner Lohn.
Allerdings gibt es darauf kein „Abo“, wie vielleicht manche Zuschauer meinen. Der Tag wird kommen, wo wir unser Ziel, bis am Ende vorn zu sein, möglicherweise verfehlen werden.

Kommen wir zur DNL: Gibt es wieder Regeländerungen?

Meines Wissens nicht; das Spielsystem bleibt das gleiche; die Staffeleinteilung ist identisch.
Am Ende der Hauptrunde gibt es wieder Play-offs mit Überkreuz-Spielen – wie gehabt.
Das Teilnehmerfeld ist nur leicht anders; Bad Tölz ist raus aus der Gruppe und dafür Krefeld wieder aufgestiegen. Es wird also wieder spannende Spiele geben.

Wie sieht es aktuell bei der Jungadler-Mannschaft aus? Welche Abgänge sind zu verzeichnen?

Wenig überraschend für uns, dass Tim Stützle zu den Adlern in die DEL abwandert; er hat die vergangenen beiden Jahre in der Liga dominiert, da hätte es wenig Sinn gemacht, ihn hier zu halten. Auch Jan Nijenhuis hat den Weg in die DEL gefunden und geht nach Wolfsburg, während Torwart Henrik Huwer sich den Tölzer Löwen anschließt. Andere Spieler des älteren Jahrgangs machen ihren nächsten Schritt in der DEL2 bei Heilbronn. Uns freut immer, wenn die Jungs den nächsten Schritt in ihrer Karriere machen können, denn dies ist gleichzeitig Lohn unserer Arbeit.

Gibt es Zugänge?

Im Gegenzug für Huwer kommt der Torhüter Arno Tiefensee aus Bad Tölz zu uns. Aus Dresden kommt Yannick Proske, der kleine Bruder von Florian (ehemaliger Torwart der Jungadler) in unser Team. Vom Jahrgang 2002 stoßen Noah Dunham und Oleg Schwanow zu uns, aus dem Jahrgang 2003 Maxim Rausch und Roman Zap, beide wären noch für die U17 spielberechtigt, trainieren aber mit uns.
Zusammen mit den 3 Torhütern verfügen wir somit über 25 Feldspieler und haben wieder eine Mannschaft mit viel Talent und Arbeitswillen beisammen.

Gibt es derzeit Verletzungen?

Ja ein paar aktuelle Probleme mit Adduktorenzerrung oder Außenband, Rücken usw. treten vereinzelt auf, aber das ist nichts Ernstes, was uns in der Vorbereitung stört.

Wo steht Ihr aktuell in der Vorbereitung?

Also wir beziehen kein Trainingslager außerhalb, denn wir haben ja die besten Voraussetzungen hier vor Ort. In den nächsten Tagen haben wir weiter kompakt 2 Eis- und eine Kraft-Einheit pro Tag.

Ab 19.August läuft dann wieder der international exzellent besetzte DEL Junior Cup in der Nebenhalle. Welche Einschätzungen habt ihr für dieses Jahr?

Wir freuen uns immer riesig auf diese Standortbestimmung. Nicht nur dass die Spiele gegen solch hochklassige Gegner immer Spaß bereiten, nein sie zeigen uns, wo wir hin müssen, wo wir uns noch verbessern müssen. Und dies ist für uns alle sehr wichtig.
Im diesjährigen Teilnehmerfeld sind wieder die Jungs vom St. Andrews College in Kanada dabei, die Schweizer Gäste aus Zug werden in diesem Jahr vom HC Kloten ersetzt, denen wir ja schon letztes Jahr im Freundschaftsspiel begegnet sind. Ganz besonders gespannt bin ich auf Frölunda, die sicher wieder „brutal schnell“ unterwegs sein werden. Aber auch die anderen Teams verkörpern hohe läuferische und technische Qualitäten.
Außerdem bietet das Turnier für uns Trainer die ideale Netzwerk-Plattform, um sich mit den ausländischen Kollegen über neue Trends und Spielphilosophien zu unterhalten.

Nun noch ein paar persönliche Fragen:
Was macht eigentlich der Lehrgang an der Trainerakademie, stehen Sie schon vor dem Abschluss?

Oh je, das geht noch mindestens 2 Jahre und ich muss sagen: Lernen im „hohen Alter“ ist nicht unbedingt leicht. Er zeigt auf einen Stapel Bücher vor sich auf dem Schreibtisch: Im Moment bereite ich gerade eine Klausur zum Thema „Sportsoziologie“ vor und da muss man sich schon die Zeit zum Büffeln immer wieder abringen.

Wie geht es für Sie bei den Junioren-Nationalmannschaften weiter?

Nun, im letzten Jahr musste ich die U17 abgeben, als ich als Chef zur U18 gewechselt bin. Nach dem Aufstieg jedoch ist der DEB verpflichtet, einen hauptamtlichen Trainer auf dieser Position zu beschäftigen. Da ich jedoch mein „Hauptamt“ hier bei den Jungadlern sehe, kam das für mich nicht in Frage. Also werde ich unter „Mr. Z“ (Anmerkung der Redaktion: U18-Bundestrainer Steffen Ziesche) das Amt des Co-Trainers für die U18 ausfüllen und er hat mir versprochen, mich mit zur U18 A-WM zu nehmen, was natürlich eine einmalige Gelegenheit für mich darstellt.

Wer steht Ihnen diese Saison als Co-Trainer zur Seite?

Neben Andreas Schubert (wie bisher) bringt sich künftig Pertti Hasanen noch stärker bei uns ein. Darauf freue ich mich natürlich, denn die Jungs kommen auch sehr gut mit ihm klar. Um die Kraft und Fitness kümmert sich weiterhin Patrick Högberg.

Wie gelingt eigentlich der Trainer-Austausch zwischen Heilbronn und Mannheim?

Auch wenn jeder von uns im Coaching Staff unterschiedliche Aufgabenbereiche verantwortet, bemühen wir uns ständig um Arbeits- und System-Angleichungen.
So können wir uns jederzeit gegenseitig austauschen und haben darin völlig freie Hand.
Beim Prospect Camp der Adler haben auch die Heilbronner mitgewirkt. Nicht zuletzt aufgrund der neuen U23-Regelung im Profibereich müssen wir künftig noch „durchlässiger“ werden. Es ist schön zu sehen, dass es im Profibereich noch Manager und Trainer gibt, die an der Jugend interessiert sind.

Was halten Sie eigentlich von dieser viel diskutierten neuen U23-Regelung?

Im Prinzip helfen uns zusätzliche Regelungen im Ligabetrieb ein Stück weiter, aber andererseits besteht die Gefahr, dass die Jungs zu einfach an Profi-Verträge gelangen, weil die Liga denkt, da haben wir ja „günstige“ junge Spieler parat. Dabei wird oft vergessen, dass ein veranlagter 18jähriger Eishockeyspieler eben noch 2 Eis- und eine Krafteinheit pro Tag benötigt. Ob die Profi-Ligen das zu leisten bereit sind, muss sich erst noch zeigen; denn am Ende zählt in einer Profiliga nur der Erfolg.
Jeder Junge, der in irgendeiner Junioren-Nationalmannschaft spielt, hat die reelle Chance auf einen DEL-Erstvertrag. Die Frage ist dann jedoch, wie viele davon am Ende auch wirklich DEL spielen? Oder werden Sie gar durch die U23-Regelung später wegrasiert, wenn sie mit 23 Jahren den kompletten Durchbruch noch nicht geschafft haben? Dann entfällt der Schutz diese U23-Regelung und andere junge Spieler rücken womöglich nach und verdrängen sie?
Wir sollten eine Situation wie in der Schweiz vermeiden, wo viele junge Spieler bereits gutes Geld verdienen, ohne sich bereits bewiesen zu haben.

Könnte eine Verringerung des Ausländerkontingents helfen?

Wir könnten das Ausländer-Kontingent in der Liga etwas reduzieren, um Platz für die Talente zu schaffen, damit sie nicht im Alter zwischen 23 und 26 Jahren dann in die DEL2 müssen, sondern ihre Karriere in der DEL fortsetzen können. Aber auch hier stellt sich die Frage: Haben wir genügend Qualität und den Willen weiter daran zu arbeiten? Schließlich sind die Manager der Klubs auch wirtschaftlichen Zwängen unterlegen und wenn die glauben, sie brauchen 14 Ausländer in ihrer Mannschaft, dann wird das so sein.

Macht ihr in diesem Winter wieder eine Reise nach Kanada?

Wir werden im Oktober bereits nach Boston fliegen und an den „B-Town Classics“ teilnehmen. Wir machen dort in 12 Tagen insgesamt 8 oder 9 Spiele. Für die Jungs wird dies sicherlich wieder ein tolles Erlebnis.

Abschließend: Welche Wünsche und Erwartungen habt ihr an diese Saison?

Nun dies sind im Prinzip immer dieselben: Nachdem wir wieder eine „neue“ Mannschaft haben und nicht alle den gleichen Wissenstand haben, gehen wir daran, die Spieler weiter zu entwickeln. Dazu gehören viele Dinge, wie z.B. der richtige Umgang mit Spielsituationen, Fehler vermeiden (obwohl wir da noch etwas großzügiger sein können als die Profis), mit Disziplin und Arbeit im Training aufwarten; Siege entstehen immer aus einer Entwicklung heraus. Auf jeden Fall wollen wir wieder in jedem Spiel marschieren und unser Bestes versuchen, denn das hat die Jungadler immer ausgezeichnet. Außerdem sind wir dies auch unserem treuen Heimpublikum schuldig.
Und dann bleibt natürlich unser großes Ziel, das letzte Spiel der Saison wieder zu gewinnen!

Dazu wünschen wir Ihnen viel Glück und einen positiven Saisonverlauf mit vielen guten Spielen und warum nicht – an Ende wieder eine verdiente Meisterschaft.
Vielen Dank Herr Fischöder für diese interessanten Einblicke und einen guten Saisonstart.

Das Interview führte Bernd Rothacker

Fotos: Sörli Binder- https://www.as-sportfoto.de/

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